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Kommentar: Verharmlosung der Auswirkungen medizinischer und operativer Eingriffe durch das Regenbogenportal des BMFSFJ (12.2021)

Das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) verschweigt Auswirkung operativer Eingriffe an Jugendlichen auf ihrer Website „Regenbogenportal.de“.

Das Regenbogenportal, eine Webseite des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, wendet sich in einem Beitrag namens „Jung und trans-geschlechtlich“ mit einer Kombination aus nahbarem Text und Comic-Figuren an Kinder und Jugendliche. In dem Artikel bewirbt das Ministerium Pubertätsblocker, Hormone und Operationen an Kindern und Jugendlichen. Es geht dabei in keinem Wort auf schon erfasste und/oder noch nicht ausreichend erforschte Nachteile und Langzeitwirkungen der experimentellen Eingriffe ein. Dabei gibt es mittlerweile zahlreiche ExpertInnen, die sich kritisch äußern, indem sie zum Beispiel Pubertätsblocker als faktisch chemische Kastration kennzeichnen. Einzig ausschlaggebend für die Entscheidung der Kinder und Jugendlichen für die Eingriffe soll ein nicht weiter definiertes Gefühl sein.

In dem Beitrag „Jung und trans-geschlechtlich“ heißt es auf Leichter Sprache:

„Wie kann ich meinen Körper verändern?
Mein Körper soll zu meinem Gefühl passen.
Es gibt verschiedene Möglichkeiten:
Pubertäts-Blocker nehmen
Bist du noch sehr jung?
Und bist du noch nicht in der Pubertät?
Dann kannst du Pubertäts-Blocker nehmen.“

(…)

„Hormone nehmen
Vielleicht sagst du auch:
Nein, ich bin mir ganz sicher.
Dieser Körper passt wirklich nicht zu meinem Gefühl.
Dann kannst du bestimmte Hormone bekommen.
Diese Hormone machen dich männlicher.
Oder sie machen dich weiblicher.
Sie verändern zum Beispiel deine Stimme.
Oder du bekommst mehr Busen.
Oder einen Bart.
Je nachdem, welche Hormone du nimmst.“

(Hervorh. im Orig.)

Es wird eine Nähe aufgebaut zu unsicheren Kindern, die sich bestimmte Fragen stellen:

„Wichtig ist nur eins:
Wie fühlst du dich?
Fühlst du dich als Mädchen?
Dann bist du ein Mädchen.
Fühlst du dich als Junge?
Dann bist du ein Junge.“

(…)

„Wie du in 10 Jahren leben wirst, ist egal.
Als Mann?
Als Frau?
Das musst du im Moment noch nicht entscheiden.“


Quelle: BMFSFJ: „Jung und trans-geschlechtlich“, URL: https://www.regenbogenportal.de/leichte-sprache/jung-und-trans-geschlechtlich, Zugriff: 18.12.2021.

Dabei geht das Bundesministerium mit keinem Wort auf die in Studien nachgewiesenen erhöhten Komorbiditäten der Diagnose „trans“ mit Depressionen, Autismus oder anderen psychologischen Auffälligkeiten ein. Unsere Gastreferentin Sabet berichtete darüber. Schon gar nicht scheinen die in der Gesellschaft vorhandenen sexistischen Rollenbilder für Jungen und Mädchen als mögliche Ursachen für ein Unwohlsein mit dem eigenen Geschlecht für das BMFSFJ in Frage zu kommen. Vielmehr wird das „trans sein“ gleichzeitig als etwas von außen Unabhängiges und Gegebenes angenommen, das sich trotzdem jederzeit ändern kann. Somit wird ein metaphysisches Konzept vertreten, welches Emotionen als Grundlage für Eingriffe nimmt, ohne die Beweggründe zu hinterfragen.

In dem Beitrag wird den Kindern und Jugendlichen nämlich auch nahegelegt, was gute Ärzte und Ärztinnen seien:

„Der Arzt oder die Ärztin redet über dich.
Benutzen sie die richtigen Wörter?
Sagen sie zum Beispiel er oder sie?
So wie du es richtig findest?„

(Hervorh. im Orig.)

Damit wählt das Bundesministerium den affirmativen Ansatz, der in jedem Fall den Wunsch, das andere Geschlecht sein zu wollen, bejaht. Gute Ärzte seien solche, die das Kind in jedem Falle mit gewünschten Pronomen ansprechen.

Auch in dem dazugehörigen Artikel „Jung und trans*“ – der zwar nicht in Leichter Sprache geschrieben, aber an Jugendliche gerichtet ist – werden die Risiken der körperlichen Eingriffe nicht thematisiert.

Zunächst werden sogenannte „Pubertätsblocker“ empfohlen, obwohl deren Einsatz mittlerweile immer häufiger kritisiert und unterbunden wird:

Mit „Pubertätsblockern“ kann man verhindern, dass der Körper sich in eine Richtung verändert, die man nicht möchte. So hat man erst mal eine Atempause, um sich über den eigenen Weg klar zu werden:

Vielleicht findest du die Entwicklung, die dein Körper von sich aus nimmt, später doch passend. Dann reicht es, die „Pubertätsblocker“ nicht mehr zu nehmen (sprich das aber mit einer_m Ärzt_in ab!).

Weiter heißt es:

Oder du entscheidest dich für eine Transition: Dazu kannst du Hormone (wie Testosteron oder Östrogen) bekommen. Sie können zum Beispiel Stimme, Brust, Muskeln oder Behaarung beeinflussen.

Ab 18 sind auch Operationen möglich, zum Beispiel an den Geschlechtsorganen. Junge trans* Männer können manchmal auch schon früher eine flache Brust bekommen.

Informiert euch gut, was möglich ist und was es dafür braucht. Nehmt früh Kontakt mit einer Beratungsstelle auf.

 

Quelle: BMFSFJ: „Jung und trans*“, URL: https://www.regenbogenportal.de/informationen/jung-und-trans; Zugriff: 18.12.2021

An keiner Stelle wird erwähnt, dass es sich hierbei um gravierende körperliche Eingriffe handelt, die keinesfalls leichtfertig in Erwägung gezogen werden sollten.

In einem weiteren Artikel des Regenbogenportals namens „Mit Zweifeln zur eigenen Geschlechtsidentität und Transition umgehen“ wird dann doch das Thema der Umkehrbarkeit der Maßnahmen angeschnitten. Da heißt es:

Bei Unsicherheit, welche medizinischen Schritte rückgängig gemacht werden können und welche nicht, kann der Rat von einer_einem Ärzt_in (zum Beispiel Endokrinolog_in oder Chirurg_in), eingeholt werden, die_der Erfahrung mit der Begleitung von Transitionen hat. LSBTIQ-Beratungsstellen können dabei mit Empfehlungen weiterhelfen.

Anschließend werden Gründe dafür genannt, diese medizinischen Eingriffe zu beenden bzw. abzubrechen:

Für den Wunsch, einzelne Transitionsschritte oder eine komplette Transition zu beenden gibt es sehr viele verschiedene Gründe: Zum Beispiel vertragen einige Personen eine Hormonbehandlung körperlich nicht gut oder haben mit Nebenwirkungen zu kämpfen (z.B. Haarausfall oder Libidoverlust). 

Andere probieren Hilfsmittel wie Brustsilikoneinlagen oder Packer (Kunststoff-Penis) aus und stellen fest, dass sich das für sie unpassend oder nicht notwendig anfühlt oder sie immer wieder an ihr Trans*-Sein erinnert, statt Erleichterung zu schaffen. Bei wieder anderen kommt es vielleicht zu Komplikationen bei der geschlechtsangleichenden OP, anhaltenden Schmerzen/Missempfindungen oder anderen Ergebnissen als erhofft. 

Quelle: BMFSFJ, Artikel: „Mit Zweifeln zur eigenen Geschlechtsidentität und Transition umgehen“, URL: https://www.regenbogenportal.de/informationen/mit-zweifeln-zur-eigenen-geschlechtsidentitaet-und-transition-umgehen; Zugriff: 18.12.2021

Das sind allesamt körperliche Gründe, diesen Weg abzubrechen. Wie wir aber wissen, kann es andere, nicht rein körperliche Gründe, dafür geben. Psychische Auffälligkeiten, die durch den gewünschten affirmativen Ansatz von Psychologen zunächst nicht ausreichend adressiert werden können. Auch sexistische Rollenbilder, welche besonders Mädchen beeinflussen, die überdurchschnittlich oft in Genderkliniken landen, werden nicht als Grund anerkannt für eine spätere Versöhnung mit dem eigenen Geschlecht.

Diese Kampagne passt somit sehr gut in die aktuellen politischen Entwicklungen zum Konversionsverbot. Dieses Gesetz wurde ursprünglich entwickelt, um Homosexuelle vor „Therapien“ zu schützen, die ihre sexuelle Orientierung durch zweifelhafte unwissenschaftliche Maßnahmen verändern sollen. Kurz vor Verabschiedung des Gesetzes wurde aber noch das Konzept der Genderidentität eingeschleust. Nun machen sich auch Psychotherapeuten verdächtig, Konversationstherapie zu betreiben, wenn sie sich mit ihren Patienten kritisch mit den Hintergründen für den Wunsch, das andere Geschlecht sein zu wollen, auseinandersetzen wollen.

Der komplette Beitrag des Regenbogenportals kann hier nachgelesen werden.